Graphic Novel

Das Projekt entstand als letztes, finales Projekt der Studienzeit. Es repräsentiert das mir wichtige Thema “Was ist eigentlich Kreativität?“. Wie es zur Auswahl des Themas und die Art der Präsentation kam werde ich folgend beschreiben. Außerdem können Sie verfolgen, wie das Produkt entstand und das fertige Produkt als PDF lesen.
Inhalt
Inhalt
Das Schwierigste ist immer der Anfang.
Um herauszufinden, auf welches Thema ich mich konzentrieren wollte, notierte ich mir in einer “emotive target chart” Stichwörter notierte. Die fünf übrig gebliebenen untersuchte ich weiter durch Mind Maps.
Nach einigem Feedback entschied ich mich für „Trends“, da ich zu diesem Zeitpunkt extrem die Wiederkehr verschiedener Trends, vor allem in der Mode, registrierte. Da das Thema sehr weit gefasst ist, habe ich mich auf die Frage beschränkt: Kann Kunst überhaupt noch einzigartig sein?
Bei der weiteren Recherche viel auf, dass das Re-Designen und “Inspirieren lassen” nicht nur in der Mode- und Musikwelt sehr oft vorkam, sondern auch in meinem Gebiet – der Kunst, dem grafischen Design. Mir gingen Sätze wie “Du musst outside the box denken, um etwas Neues und Besonderes zu erschaffen” durch den Kopf. Doch ich begann mir die Frage zu stellen: Geht das überhaupt noch? Wurde nicht bereits alles entworfen? Wie schaffe ich es, mich frei von Einflüssen zu machen und etwas Einzigartiges zu kreieren?
In Gesprächen mit Dozenten wurde sogar die Behauptung aufgestellt, dass nur Kinder wirklich kreativ sein können, da sie unbeeinflusst sind. Diese Aussage hat mich zu zwei spannenden Fragen geführt:
- Wie funktioniert kreatives Denken bei Kindern, und können wir davon lernen?
- Wie beeinflusst die Umwelt unser kreatives Denken?


Kreatives Denken, inspiriert von Kindern
Rudolf Arnheim beschreibt in seinem Buch „Art and Visual Perception: A Psychology of the Creative Eye“, wie soziale Einflüsse schon früh freies Denken prägen. Im Kunstunterricht lernen wir vermeintlich „richtige“ und „falsche“ Wege, Kunst zu schaffen, was Kreativität einschränkt.
Schon der Philosoph Jean-Jacques Rousseau kritisierte, dass gesellschaftliche Normen und moderne Einflüsse wie soziale Medien unser Denken lenken, Trends vorschreiben und Kreativität erschweren, indem Hobbys in „kreativ“ und „nicht kreativ“ eingeteilt werden.
In der Kunst sehen wir vor allem im Neo-Expressionismus den interessanten Ansatz, emotionale Themen durch Pinselstriche zu verdeutlichen, wodurch der Fokus der Kunst im Ausdruck liegt und nicht in der Perfektion.
Der Künstler Neil Shawcross arbeitete mit Kindern um ihre Vorhergehensweise zu verstehen und geht selbst auf diese Weise bei seinen Bildern vor. Kinder betonen in ihren Zeichnungen das, was ihnen wichtig ist – Emotionen, Bewegungen oder markante Merkmale – und weniger die Details.

Was bedeutet Kreativität wirklich?
Ich suchte nach einer klaren Definition von “Kreativität”. Im Web wird sie folgendermaßen zusammengefasst:
- „Big-C“-Kreativität beschreibt außergewöhnliche Leistungen, wie die von bekannten Künstlern oder Fachleuten.
- „Little-C“-Kreativität umfasst alltägliche Kreativität, wie das Lösen von Problemen, das Ausprobieren neuer Rezepte oder das Erzählen neuer Witze.
Zusammengefasst bedeutet es: es gibt mehr als nur die Kunst; Kreativität liegt schon in den Dingen, die wir nicht als “kreativ” bezeichnen würden.
Diese These fand ich sehr interessant, denn in meinem Umfeld gab es einige Personen, die sich als “nicht kreativ” bezeichneten. Laut der Definition aber konnte dies doch gar nicht möglich sein?
Um herauszufinden, wie eine bereitere Masse heutzutage Kreativität wahrnimmt, habe ich eine Umfrage erstellt mit Fragen wie zum Beispiel:
- „Halten Sie sich für eine kreative Person?“
- „Wenn nicht, waren Sie als Kind kreativ und haben es nur vergessen?“
- „Was war die erste kritische Bemerkung zu Ihrer Kunst, an die Sie sich erinnern?“
- „Haben kritische Kommentare Sie eher geholfen oder verunsichert?“
- „Welche dieser Hobbys würden Sie als kreativ beschreiben?“ (z. B. Zeichnen, Schreiben, Kochen, Gärtnern)


Ergebnisse der Umfrage
Die Teilnehmenden stammten aus verschiedenen Berufsfeldern, darunter Datenanalytik, Grafikdesign, Forschung, Maskenbild und Kulturwissenschaften, unter ihnen einige, die sich als „nicht kreativ“ bezeichneten. Andere wiederum erhielten negative Kritik an ihrer Kunst, sind aber weiterhin kreativ.
Die Ergebnisse zeigten auch, dass große, offensichtliche kreative Tätigkeiten wie Zeichnen oder Schreiben häufiger als kreativ wahrgenommen werden als alltägliche Dinge wie Kochen oder Gärtnern. Es wurde deutlich, dass Kritik nicht immer Kreativität hemmt, aber dass die Wahrnehmung von Kreativität stark von äußeren Einflüssen geprägt ist.

Visualisierung eines umfangreichen Themas
Nach der Ansammlung all dieser Informationen wurde es nun Zeit, zu überlegen, wie ich meine Ergebnisse präsentieren sollte.
Hierzu skizzierte ich einige Ideen.
Finale Entscheidungen
Bei der Erstellung der Skrizzen tendierte ich am meisten in meine letzte Idee: Die Erstellung einer Graphic Novel, in welchem das Verhältnis einer alleinerziehenden Mutter und ihrer Tochter abgebildet wird.
Um die Story passend zu den Figuren ausarbeiten zu können, feilte ich zunächst an den wichtigsten Merkmalen der beiden Personen. Dabei lag mein Augenmerk auf der Entwicklung von Charakteren, mit denen sich die Leser*innen identifizieren können:
- Eve ist eine 35-jährige alleinerziehende Mutter mit Job, die oft gestresst ist. Sie ist liebevoll, aber auch tough und ungeduldig. Ihr auffälliges orange-rotes Haar macht sie unverwechselbar
- Fran, ihre fünfjährige Tochter, ist neugierig und verspielt – wie viele Kinder in diesem Alter

Die Geschichte
Nachdem nun die Hauptfiguren definiert waren, schrieb ich die grobe Storyline nieder.
Die Geschichte leitet ein mit einer Situation, die wahrscheinlich jeder mit Kindern kennt, oder an die man sich gut erinnern kann.
Am Anfang der Geschichte fragt die gelangweilte Fran ihre Mutter, was sie tun soll. Die gestresste Eve antwortet, dass sie doch bitte kreativ werden soll.
Fan fragt darauf, was Kreativität denn genau sei und Eve fällt es schwer, eine Definition zu finden, selbst nachdem sie online recherchiert hat. Am nächsten Tag beginnt Eve, Kreativität in alltäglichen Handlungen um sich herum zu erkennen. Dadurch denkt sie über ihre eigene Kindheit nach, in der man ihr oft sagte, sie sei nicht kreativ. Schließlich wird ihr klar, dass jeder Mensch auf seine eigene Weise kreativ ist.
Am Abend teilt Eve ihre Erkenntnisse mit ihrer Tochter. Sie ist entschlossen, Fran Vertrauen in ihre Fähigkeiten und Interessen zu geben.

Die kleinen Details
Um die Stimmung der Graphic Novel zu unterstreichen, überlegte ich mir ein passendes Farbschema, welches die Gefühlswelt des jeweiligen Kapitel abbildet. Zudem erhielten die Charaktere passende Schriftarten, die das Wesen der Person wiedergeben.
Auch für das Format musste eine geeignete Entscheidung fallen.
Farbgestaltung und Emotionen
Die Farbpalette unterstützt die Emotionen im Verlauf der Geschichte:
- Rot: Stress zu Beginn
- Orange: Erleichterung
- Grau: Negative Flashbacks
- Gelb: Freude am Ende

Schriftarten
Ich wählte vier abgerundete Comic-Schriften, um die Charaktere und ihre Sprache zu unterstreichen:
- Neutral: „Filmotype Austin“
- Emotionale Betonung: „CC Monster Mash“
- Fran: „Chaloon“, spielerisch
- Eve: „Blambot Casual“, dynamisch

Format
Es gibt bereits gängige Comic- und Graphic-Novel-Formate. Da meine Graphic Novel aber keine typische Story beinhaltete und außerdem wesentlich kürzer war, überlegte ich mir ein Format, welches mich persönlich an die bekannten, aufklärenden Pixi-Bücher erinnerten. Auch meine Story soll eher aufklären, als pure Unterhaltung bieten.
Anstelle des klassischen Comic-Formats (260 x 170 mm) wählte ich daher ein handliches Quadratformat (148 x 148 mm).

Umsetzung
Seitenaufteilung
Nachdem ich die Geschichte und die Figuren ausgearbeitet hatte, begann ich mit Scribbles. Ich recherchierte verschiedene Stile und Layouts von Graphic Novels. Einige sind detailliert und bunt, andere minimalistisch mit nur wichtigen Details in kräftigen Farben.
Ich entschied mich für klare, separate Bilder mit dicken Rahmen und ohne komplexe Hintergründe, um den Fokus auf die Charaktere und die Handlung zu legen.

Die Details zeichnete ich später auf A3 nach, digitalisierte sie und stellte die Komponenten in InDesign zusammen. Das Kolorieren entstand ebenfalls digital. Basierend auf den Vorlagen fügte ich Sprechblasen und kurze Textzeilen ein.


Das Cover
Schlussendlich entwarf ich ein Cover, welches zwar den Inhalt abbildet, aber auch nicht zu viel verrät.
Ich entschied mich für Idee 3, da ich hier zum einen die Farbpalette und den Zeichenstil einarbeiten konnte, zum anderen konnte ich das später gut weiterverarbeiten für eine Animation.


Werbevideo
Um das Graphic Novel zu bewerben, könnte beispielsweise ein animiertes Video auf den sozialen Medien veröffentlicht werden.
Die Idee für das Storyboard lautet wie folgt:
Die Werbung beginnt mit der Frage, ob die Zuschauer kreative Hobbys haben. Diese Frage bezieht sich auf das Hauptthema der Geschichte der Mutter.
Der Film zeigt anschließend das Titelbild, gefolgt von Bildern der verschiedenen Hobbys.
Zum Schluss erscheint die Frage „Was ist Kreativität?“, der Titel der Graphic Novel. Die Zuschauer werden eingeladen, die Antwort herauszufinden, indem sie einen Link zur digitalen Version der Graphic Novel klicken.
Fazit
Während es relativ einfach war, ein Thema zu finden, das mich interessierte, war es schwierig, ein passendes Design-Ergebnis zu entwickeln.
Im Laufe der Recherche zum Thema „Kreativität“ änderte sich der Fokus meiner Arbeit immer wieder, und damit auch meine Ideen für die Umsetzung.
Letztendlich fiel es mir schwer, meine umfangreiche Sammlung an Recherchen auf einen einzigen Aspekt zu reduzieren, um die Frage „Was ist Kreativität?“ zusammenfassend zu beantworten. Dennoch freue ich mich, dass mein Thema und die Geschichte der Graphic Novel weiterhin Gespräche anregen und die Graphic Novel durch meine Zeichnungen absolut persönlich ist.